Freizeit an der Aare in Bern

Blick vom Gurten auf die Altstadt von Bern mit der Aare

Blick vom Gurten auf die Altstadt von Bern mit der Aare

Die Aare durchfließt die Schweizer Kantonhauptstadt Bern in einer nach Osten ausgreifenden Schleife, dabei schließt die sogenannte „Aareschlaufe“ die 1983 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommene Berner Altstadt ein.

Mit seinen 288 Kilometern ist die Aare der längste nur in der Schweiz verlaufende Fluss. Sie ist der wasserreichste Nebenfluss des Rheins und das Gefälle über ihre Flusslänge beträgt 1665 Höhenmeter. Sie entspringt in den beiden Aargletschern in den östlichen Berner Alpen am Finsteraarhorn im zentralen Süden der Schweiz.

Ihr Lauf führt durch die Kantone Bern, Solothurn und Aargau. Ihr Weg beginnt in der tiefeingeschnittenen Aareschlucht und erreicht bald die Ebene zwischen Meiringen und dem Brienzersee. Weiter fließt sie in den Thunersee bei Interlaken und verlässt diesen nordwestlich in das breite
Aaretal. In der Stadt Bern angekommen, geht ihr Weg mit der Aareschlaufe um den Altstadtkern und fließt weiter Richtung Westen zum Wohlensee, über den Hagneckkanal in den Bielersee. Hier ändert sich ihre Wegrichtung in Nordosten, immer entlang des Juragebirges. Vorbei an Solothurn und Aarau mündet sie bei Koblenz (Schweiz) in den Rhein.

Graureiher an der Aare

Graureiher an der Aare

In Bern ist die Aare nicht nur ein einfaches Fließgewässer, nein sie ist Erholungs- und Naturschutzgebiet, Badeparadies und Freizeitanlage. Das Naturschutzgebiet Selhofen-Zopfen bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten, wie zum Beispiel dem Lungenenzian und der Bekassine (Watvogel).

Die Bekassine ist als Zugvogel, hier regelmäßig zwischen August und September zu Gast. Auch Graureiher und andere Vögel kann man immer wieder auf den Feuchtflächen um die Aare beobachten.

Alpensteinbock

Alpensteinbock

Der Dählhölzli Tierpark wurde 1999 neu als Seitenarm des Flusses angelegt. Hier leben europäische Biber, Fischotter und Krauskopf-Pelikane. Diese brüteten im Jahre 2008 erstmals.

Auch der vor gut 100 Jahren (um 1906) in der Schweiz ausgerottete Alpensteinbock hat hier mit einer großen Familie ein zu Hause. 2006 wurden vier Jungtiere aus dem Dählhölzli erfolgreich ausgewildert.

Entlang der beidseitigen Aareufer sind Wanderwege mit Ruheplätzen, Badestellen und Freizeitbäder angelegt. Denn es ist ein besonderes Vergnügen sich im Aarestrom treiben zu lassen, allerdings auch ein kaltes, denn das Wasser ist ein Gletscherstrom. Von zahlreichen Brücken über der Aare springen die Mutigen in die Fluten.

Baden in der Aare

Baden in der Aare

Die zahlreiche Ein- und Ausstiegsstellen am Ufer zeigen, dass das Badevergnügen rege genutzt wird. Da man sich über mehrere Kilometer im Aarestrom treiben lassen kann, haben sich die Designer etwas einfallen lassen, den wasserdichten Badesack „Aarebag“. In ihm ist alles Wichtige verstaut, Kleidung, Hausschlüssel und Papiere bleiben trocken während des Badens und man braucht nicht die geschwommenen Kilometer zurücklaufen. Am besten steigt man an einer der schönen Liegewiesen aus und genießt noch einmal die Sonne über Bern.

Gurten, der Hausberg von Bern

Die Bundeshauptstadt Bern des eidgenössischen Bundesstaates Schweiz liegt im deutschsprachigen Verwaltungskreis Bern-Mittelland und ist gleichzeitig dessen Kantonhauptstadt. Bern ist das größte Verwaltungszentrum in der Schweiz und zählt mit ca. 142.500 Einwohnern, neben Zürich, Genf, Basel und Lausanne, auch zu den größten Gemeinden. Gegründet wurde Bern 1191, seit 1218 ist sie eine Freie Reichsstadt und 1353 trat Bern der Eidgenossenschaft bei. Bis in das 16. Jahrhundert zählte sie zu den größten Stadtstaaten nördlich der Alpen. Heute ist Bern eine lebendige Stadt mit zahlreichen Grünflächen und Parks, vor allem an der Aare entlang, welche in der Aareschlaufe durch Bern fließt.

Blick vom Gurten auf die Altstadt von Bern mit der Aare

Blick vom Gurten auf die Altstadt von Bern mit der Aare

Bern liegt auf einer Höhe von ca. 542 Metern über dem Meer im Schweizer Mittelland zwischen dem Hausberg Gurten (umgangssprachlich „Güsche“, 858 m ü. M.) im Süden und dem Bantiger (947 m ü. M.)im Osten. Der Gurten ist ein beliebtes Ausflugsziel der Berner, am Wochenende ziehen viele Familien mit Mann und Maus vom Stadtteil Wabern oder Kehrsatz hinauf zum Gipfel. Wer nicht ganz so gut zu Fuß ist, fährt mit der Gurtenbahn nach oben. Auf dem Berg findet man eine weitläufige Freizeit-Parkanlage mit schattigen Plätzen unter alten Bäumen und sonnigen Wiesenflächen sowie das Hotel Gurten Kulm mit Terrasse. Dort kann man nach dem Aufstieg einen kleinen Imbiss zu sich nehmen oder auch nur ein Getränk bestellen.

Parkanlage auf dem Gurten

Parkanlage auf dem Gurten

Hier oben auf dem Gurten, findet seit 1991 alljährlich eines der größten Open-Air-Festivals der Schweiz statt, das „Gurtenfestival“. Das Programm ist breitgefächert, von Rock- und Popmusik über Folk und auch Blues bis Hip-Hop, für jeden ist etwas dabei. Hier kann man auch immer die aktuellen nationalen Musikgrößen aus der Schweiz hören. Für das klassisch interessierte Publikum wird alle zwei Jahre das Freilichttheater „Theater Gurten“ veranstaltet.

Spielgerät im Freizeitpark Gurten

Spielgerät im Freizeitpark Gurten

Wer einen besonderen Ausblick über Bern möchte, steigt auf den Gurtenturm und genießt den Rundumblick auf die unten liegenden Stadtteile. Kinder finden einen großen Spielplatz mit vielen verschiedenen Geräten und Bauten vor, auch eine kleine Eisenbahn fährt durch den Park. Für sportliche Zeitgenossen wurde vor einigen Jahren eine Mountainbike-Downhill-Strecke angelegt, welche von der Berg- zur Talstation der Gurtenbahn führt.

Der Hausberg Gurten ist immer einen Ausflug wert, wenn man die Stadt Bern besucht.

Blick vom Gurten auf den Ortsteil Wabern im Hintergrund die Berge

Blick vom Gurten auf den Ortsteil Wabern im Hintergrund die Berge

Dr. Franz Tappeiner und der Tappeinerweg

Der Südtiroler Arzt, Botaniker und Anthropologe Franz Tappeiner kann wohl als Begründer des Meraner Kurwesens angesehen werden. Zudem war er nicht nur Arzt, sondern zweifelsfrei eine der schillerndsten Persönlichkeiten, die Meran im 19. Jahrhundert geprägt haben.

Tappeiner wurde am 7. Januar 1816 in Laas im Vinschgau geboren. Er war Spross eines alten Vinschgauer Geschlechts, das bereits 1314 erstmals genannt wurde. Der Stammhof der Tappeiners liegt am Schlanderser Sonnenberg, unweit der markanten Burg Schlandersberg. Von diesem Stammhof hat sich der Volksspruch erhalten „Auf Tappein, da ist’s fein, da gibt’s Milch, da gibt’s Wein!/ Früh auf und spat nieder! Rast woadl und renn wieder!“

Ein Familienzweig der Tappeiners zog später nach Laas auf den Loretzhof. Dort ist noch heute eine marmorne Gedenktafel angebracht: „Geburtsort des Dr. Franz Tappeiner, Ritter der Eisernen Krone, Ehrenbürger der Kurstadt Meran.“
Franz Tappeiner wuchs auf dem elterlichen Bauernhof auf und besuchte dort die Grundschule. Schnell fiel er durch besondere Leistungen auf, was seine Eltern veranlasste, ihn auf das Benediktiner-Gymnasium in Meran zu schicken. Später studierte er in Innsbruck, Padua, Prag und Wien, wo er seine Studien der Medizin abschloss. Nebenher eignete er sich Fachwissen im Fach Botanik an. Im Jahr 1843 wurde er Doktor der Medizin.

1846 ließ sich Dr. Franz Tappeiner in Meran nieder und eröffnete eine Praxis als Landarzt. Schnell fand er Zugang zur Meraner Gesellschaft. Er lernte die Tochter des Freiherrn Anton von Tschiderer zu Gleifheim kennen und heiratete diese 1847; aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Sohn Hermann und Tochter Hedwig.

Tappeinerweg-Meran

Tappeinerweg in Meran

1848 tat sich Tappeiner mit den Ärzten Dr. Putz und Dr. Theiner zusammen und gründete die Molkenkuranstalt. Er war in der Folge maßgeblich an der Erarbeitung einer Kurordnung und der Gründung eines Kurvorstandes beteiligt, dessen Mitglied er zudem war. Als Arzt und Forscher wandte er sich besonders der Tuberkulose und anderen Lungenkrankheiten zu, denn er hatte die Bedeutung des Luftklimas in Meran und dessen Nutzen zur Heilung dieser Krankheiten erkannt.

Tappeiner war sehr umtriebig und zudem vielseitig interessiert. Auch als Anthropologe sowie als Konservator verdiente er sich Meriten. Neben der damals einflussreichen Rassentheorie, der er auch einige Publikationen widmete, engagierte er sich für die Volks- und Heimatkunde seiner Heimatregion. In Würdigung seiner diesbezüglichen Bemühungen wurde Tappeiner 1885 für die Gebiete Brixen, Bruneck, Lienz, Ampezzo, Bozen und Meran zum Konservator ernannt. Auf eigene Kosten führte er archäologische Grabungen durch, so auf dem höchsten Punkt des Küchelberges, die viele archäologische Funde zu Tage förderten. Von diesen Artefakten und anthropologischen Funden überließ er viele dem Innsbrucker Museum Ferdinandeum sowie dem Wiener His-torischen Museum.

Dr. Franz Tappeiner wird als sehr umgänglicher und menschenfreundlicher Mann bezeichnet. Hinzu kamen sein Intellekt sowie sein fachliches Wissen als Mediziner, was ihn zu einem der angesehensten Bürger Merans machte. Es ist demnach nicht verwunderlich, dass er auch recht schnell zu Wohlstand gelangte. Jedoch setzte er auch einen Teil davon für das Gemeinwohl ein; er zählte zu den größten Mäzenen Merans.

Besonders ab seinem 70. Geburtstag im Jahr 1886 begann er mit großzügigen Spenden Projekte in Meran umzusetzen, die schwerpunktmäßig der Etab-lierung als Kurstadt dienen sollten. Zur Errichtung der Wandelhalle gab er 2.250 Gulden, den mittleren Pavillon finanzierte er vollständig. Für den Ausbau der Gilf-Promenade gab er einen Zuschuss von 2.000 Gulden. Doch Dr. Tappeiner hatte ein noch schöneres und größeres Projekt geplant, das er dann auch umsetzte: Die Errichtung eines Höhenweges über der Stadt, am Küchelberg entlang. Zudem wurde die eiserne Brücke über die Passer in der Nähe des Deutschen Hauses von ihm finanziert und so eine direkte Gehverbindung zwischen Obermais und Meran geschaffen; diese Brücke wurde nach ihm „Tappeiner-Steg“ benannt.

Zum Anlass seines bevorstehenden 50-jährigen Doktorjubiläums stellte er 1893 der Stadt Meran „zur Herstellung eines Kurweges von der Restauration Ortenstein zum Pulverturm sowie der Fortsetzung dieses Weges quer über den Küchelberg“ 9.000 Gulden zur Verfügung. Da das Kostenangebot sich jedoch auf 21.600 Gulden belief, erhöhte er seinen Zuschuss um weitere 6.000 Gulden.

In der kurzen Bauzeit von April 1892 bis November 1893 war der Promenadenweg, von der Zenobergstraße über den Pulverturm und herunter zum Burghof in die Stadt, fertig gestellt; er hat eine Länge von 1.582 m und verläuft in einer Höhe von etwa 60 m über der Stadt. Die feierliche Eröffnung und Einweihung fand am 18. November 1893 ohne Tappeiner statt, denn dieser hatte es aus Bescheidenheit abgelehnt, an dieser Feier teilzunehmen. Nach einem Frühschoppen zogen die prominenten Festgäste vom Pulverturm zur Tappeiner-Büste. Bürgermeister Dr. Weinberger hielt die Festrede, die mit den Worten schloss: „Vater Tappeiner! Du weilst heut persönlich nicht bei uns, du hast in deiner Schlichtheit vor einigen Tagen Meran verlassen…“

Insgesamt hatte Dr. Franz Tappeiner für diesen ersten Projektabschnitt, des nach ihm benannten Tappeiner-Weges, die stolze Summe von 49.000 Gulden gespendet. 1896 stiftete er weitere beträchtliche Finanzmittel, um den Durchbruch der Lauben auf der Höhe des Thalguterhauses zu realisieren, wodurch ein freier Zugang vom Stadtzentrum zum Tappeiner-Weg geschaffen wurde. Jedoch erlebte er die Umsetzung dieses Projektabschnittes nicht mehr. Dr. Franz Tappeiner verstarb am 20. August 1902 in Meran, die Ausführung des Steilweges erfolgte erst 1913/14. Im Jahr 1928 wurde der in Richtung Gratsch noch um 4.000 m verlängert.

Der Tappeiner-Weg ist nicht nur die bekannteste und beliebteste Promenade Merans, er ist wohl zudem in seiner Art der einzigartigste und berühmteste aller europäischen Kurorte. Und, er ist auch mein persönlicher Favorit in Meran, auf dem ich mit meiner Frau immer aufs Neue gern spaziere.

Der Tappeiner-Weg ist heute nicht nur ein Promenaden- und Panorama-Weg, er ist auch eingebettet in einen äußerst gepflegten botanischen Garten. Überall laden Bänke zum Verweilen ein. Diese sind mit Sprüchen und Zitaten bekannter und weniger bekannter Literaten reich verziert. Am Wegesrand sind einige geschichtsträchtige Objekte aus den unterschiedlichsten Epochen zu sehen. Somit ist der Tappeiner-Weg auch ein Kulturwandelweg. Und kein Spaziergänger, ob klein oder groß, alt oder jung, muss auf diesem Weg auf sein leibliches Wohl verzichten: Cafés, Eisdielen, Raststätten, Bistros und Restaurants säumen den Weg. Mein ganz persönlicher Tipp, wo wir immer wieder gern einkehren und neben dem wunderbaren Ausblick auch das vorzügliche gastronomischen Angebot genießen, sind die Saxifraga Stub’n, direkt neben dem Steilweg ins Stadtzentrum.

Text entnommen aus dem Buch:
Eine kleine Reise durch Geschichte und Gerichte des Meraner Landes: Schaug und kost amol

von Bernd Sternal und Sophia Kapferer